Robert Rogner
Robert Rogner gilt vielen als der Parade-Unternehmer schlechthin: Geboren in eine arme Kärntner Familie der Nachkriegszeit, arbeitete er sich durch Innovationsgeist und den Mut zur Herausforderung zu einem der bekanntesten Hotel-Bauunternehmer weltweit hoch. Im Gespräch erzählt er von einer „erschlichenen“ Gesellenprüfung, der Partnerschaft mit dem „Bankerschreck“ Friedensreich Hundertwasser, einer nassen Wand im Palast Enver Hoxhas und wie seinerzeit schon ein weißer Mantel ausreichte, um eine Genehmigung zu bekommen.
Herr Rogner, wenn ich einmal starten darf: Wie war Ihre frühe Kindheit?
Mein Start in das berufliche Leben war eigentlich auf einem ziemlich niedrigen Niveau. Wir waren mehr oder weniger die Ärmsten im Dorf, mein Vater hatte seinerzeit während des Krieges in Jugoslawien gegen Partisanen gekämpft und nach Kriegsende als Tagelöhner Geld für die Familie verdient. Als er dann auch noch einen Unfall gehabt hat – eine Schotterwand ist auf ihn herabgestürzt, 13 Knochenbrüche hat er erlitten –, ist alles noch schlimmer geworden. Er war ja arbeitslos und nicht versichert, daher musste ich dann vorzeitig die Schule verlassen, damit irgendjemand der Familie ein Einkommen sichert.
Sie haben damals eine Lehre als Maurer begonnen, richtig?
Genau, ich habe Maurer gelernt. Ich bin jeden Tag zu Fuß von Aich bis nach Velden am Wörthersee gegangen – fünf Kilometer und ohne Schuhe. Aber das hat mir nichts ausgemacht. Ich habe mich recht gut durch die Ausbildung geschlagen. Irgendwann hatte ich dann sogar Schuhe (lacht). Letztlich war die Gesellenprüfung jedenfalls die erste Prüfung, die ich in meinem Leben hatte. Und die hätte ich fast nicht gemacht, der Baumeister wollte mich gar nicht zur Prüfung antreten lassen: „Du hast nicht mal was G’scheites zum Anziehen, du würdest nur Schande bringen über meine Firma“, hat er gesagt. Aber ich habe mir natürlich was anderes ausgedacht.
Konnten Sie dann doch noch zur Prüfung antreten?
Nun ja, die Prüfung war ein wesentlicher Schritt für mich, irgendwie musste ich also hin. In der Berufsschule war es damals so, dass es Wochenbücher gegeben hat, in denen man immer Aufgaben erledigen musste, die man in der Berufs-schule gelernt hat, und das musste man anschließend vom Baumeister unterzeichnen lassen. Wie vorher erklärt, wollte mich der Baumeister nicht antreten lassen, daher habe ich kurzerhand einfach selber im Wochenbuch unterschrieben. Mit seiner Signatur. Und damit bin ich dann angetreten. Sie müssen wissen, damals, 1958, da waren Handwerker sehr gefragt. Deshalb hat bei der Prüfung dann auch keiner nachgeprüft, die haben das Wochenbuch einfach genommen. Und bei der Prüfung selbst habe ich dann von den 350 Lehrlingen, die angetreten sind, als Einziger mit Auszeichnung bestanden. Ich habe als Einziger eine Urkunde bekommen.
Wie hat der Baumeister darauf reagiert?
Ja, am nächsten Tag bin ich nicht mehr mit der Maurerkluft auf die Baustelle gegangen, sondern mit meinem Sonntagsanzug. Und der Bauleiter ist auch gleich auf mich los: „Wo warst’n, du Lausbua? Hast du wieder blau gemacht?“ Dann habe ich ihm gesagt, dass ich die Gesellenprüfung absolviert habe. Und er daraufhin „W-wooos? Des hab ich ja verboten!“ Dann habe ich ihm die Urkunde gezeigt und gesagt, dass ich der Einzige war, „der Beste, mit Urkunde“ – das weiß ich noch, das habe ich zu ihm gesagt damals. Dann hat er seinen Ton aber ganz schnell geändert: Da hat er den Baumeister angerufen und der ist dann auch schnell her und hat mir gratuliert und der Baustelle eine Kiste Bier spendiert. Ja, und nachdem die Kiste leer war, wollte der Bauleiter mich gleich wieder auf die Baustelle schicken. Und da habe ich ihm vor versammelter Mannschaft gesagt: „Wissen Sie was? Ihr könnt’s mich alle mal.“ Dann habe ich meine Urkunde und meine Sachen gepackt, bin von der Baustelle gegangen und das war eigentlich der Anfang meiner Karriere.
» Da bin ich nicht mit Maurerkluft auf die Baustelle gegangen, sondern mit meinem Sonntagsanzug. «
Sie sind dann als erstes nach München gekommen, richtig? Wie waren die Erfahrungen dort?
Ursprünglich wollte ich ja nach Kanada, was dann aber am Widerstand meiner Mutter gescheitert ist. Daher bin ich, wie Sie gesagt haben, nach München gegangen und habe dort angefangen, beim Unternehmen Sager & Woernerauf der Baustelle zu arbeiten. Und ja, als 19-jähriger Österreicher in Deutschland, da haben einen die eingesessenen Münchner nicht wirklich ernst genommen. Aber da gibt’s hunderte Episoden, die ich erzählen könnte, jedenfalls habe ich in München neben der Arbeit auch überall versucht, mir Kenntnisse anzueignen. Ich habe Abendkurse auf der Münchner Universität besucht, mir unter anderem einmal das Kranfahren selber beigebracht und war einfach allgemein immer motiviert und bestrebt, alles zu lernen. So bin ich dann auch recht schnell die Karriereleiter hinaufgeklettert – vom Bauarbeiter zuerst zum Maurer, dann zum Polier und schließlich dann auch zum Baustellenleiter. Meine erste Baustelle habe ich mit 19 Jahren übernommen.
Ab wann ist dann die Idee aufgekommen, sich selbstständig zu machen?
Selbstständig habe ich mich gemacht, als ich 27 Jahre alt war. Damals, in den späten 60ern, haben alle damit angefangen, Hotels in Spanien, Italien und so weiter zu bauen, da hat der Tourismus zu boomen begonnen. Ich hatte damals einige dieser Baustellen geleitet und mir dann einfach gedacht, dass ich das doch theoretisch auch selber umsetzen könnte. Also bin ich – nach einem Weihnachtsurlaub – zurück nach Österreich gekommen und habe mir auf der Kanzelhöhe mein erstes Grundstück gekauft und dort ein Haus gebaut. Ich seh’s heute noch jeden Tag auf dem Weg in mein Büro (lacht).
So ein großer Schritt läuft wahrscheinlich nicht ganz ohne Schwierigkeiten ab. Wie war das bei Ihnen?
Ja, damals gab’s irrsinnige Schwierigkeiten mit dem Gebäude. Zum einen gab es auf der Kanzelhöhe damals nichts, nicht einmal eine Straße, nur eine Seil- und eine Materialbahn. Das ganze Baumaterial da überhaupt hinaufzubringen, war also schon mal eine Herausforderung. Und davor musste man natürlich auch noch die Baugenehmigung über den Bürgermeister der Gemeinde und einen Bausachverständigen von der Bezirkshauptmannschaft einholen. Die beiden haben sich das damals partout nicht vorstellen können, dass ich dort oben ein Haus mit 100 Apartmenteinheiten hinbauen möchte. Da habe ich damals Folgendes gemacht: Und zwar hatte ich bei der Verhandlung – wir drei sind ja auf dem Grundstück gewesen, das ich bebauen wollte – einen weißen Mantel dabei, in dem die Baupläne für das Haus waren. Dann bin ich dort auf eine hohe Fichte geklettert und habe auf der Höhe von etwa 18 Metern den weißen Mantel ausgezogen und am Baum fixiert. Dies war die Höhe des beabsichtigten Bauwerkes. Wir sind dann vis-a-vis auf die andere Bergseite zur Burgruine Landskron gefahren. Dann habe ich ihnen ein Fernglas gegeben und gesagt: „Und jetzt schauen Sie genau hin, da oben hängt der Mantel und da unten ist eine Senke. Und genau so hoch wird das Gebäude.“ Dann haben sie mir das Projekt genehmigt. So war das mit Genehmigungen vor 50 Jahren, dagegen ist das ja heute mit den Hunderten an Schreibtischen, die allesamt irgendetwas anderes wissen wollen, die reinste Tortur.
Das heißt, den Einstieg in die Selbstständigkeit haben Sie gleich mit einem Appartement-Haus gestartet?
Ja, ich war dann mein eigener Planer, Bauherr und Verkäufer. Zuerst habe ich weiter Hotelkomplexe gebaut und das dann auch noch eine Weile fortgesetzt, bis mir irgendwann der Gedanke gekommen ist, dass ich irgendwas noch nicht richtig mache. Dass ich irgendwas Neues machen muss. Und dann habe ich mir eigentlich eine ganz einfache Frage gestellt: Wenn ich Urlaub mache, was genau erwarte ich mir dann davon? Ganz einfach, dass ich mich wohlfühle. Ich war auch schon immer ein sehr naturverbundener Mensch, sprich, ich fühle mich dann wohl, wenn ich in einem richtigen Haus nahe der Natur bin. Und heute ist das mit den Ressorts und dem sanften Tourismus selbstverständlich, aber seinerzeit waren die Hotels überhaupt nicht so. Das waren graue, große Hochhäuser, grausliche Dinger, wie in einer Kaserne hat’s dort ausgesehen. Ich meine, da kommen die Großstädter extra zur Entspannung aufs Land, nur damit sie dann wieder in so einer Legebatterie wie daheim enden. Das ist ja fast schon menschenfeindlich. Und daher habe ich dann eben angefangen, einen anderen Weg zu gehen: naturverbunden, an die Region angepasst und nicht höher gebaut als die örtliche Vegetation.
Was war denn das Pilotprojekt für diese neue Richtung?
Das war das Dorf Seeleitn am Faaker See, das ich anno 1978 fertiggestellt habe. Dafür habe ich damals in ganz Kärnten alte Bauernhäuser, die dem Verfall ausgesetzt waren, gesammelt und daraus dann das Dorf zusammengebaut. Und die Idee des sanften Tourismus ist dann um die Welt gegangen, das hat eingeschlagen wie eine Bombe. Da haben sie alte Hotelstrukturen wieder abgerissen und dann dort durch die sogenannten „Ressorts“ ersetzt. Den Trend habe ich damals mitbegründet.
Wann haben Sie dann Bad Blumau in Angriff genommen? Wie war das damals?
Also, Sie müssen zuerst einmal wissen, wie das in den 70ern in der Steiermark war. Damals hatte die RAG in der Region nach Erdöl gegraben und die sind dabei auf eine Warmwasserquelle gestoßen. Das war zu der Zeit, in der sie den Tourismus in der Steiermark gerade erst wirklich aufgebaut haben. Daher – ich war zu der Zeit auch schon weltweit bekannt – hat mich der Gemeindesekretär von Bad Blumau, Karl Semmler, gefragt, ob ich nicht irgendetwas dort bauen wollte, um den Tourismus zu fördern. Und ursprünglich war ich gegen die Idee, weil sie letztendlich nur ein kleines Rinnsal an warmem Wasser vorzuweisen hatten, sie hatten die Bohrungen nach dem Fund abgebrochen. Aber da mich der Herr Semmler nicht in Ruhe gelassen hat, bin ich letzten Endes doch eingeknickt und habe das Ganze prüfen lassen. Und dann waren die Werte dort sensationell – über 100 Grad heißes Wasser. Da ist mir die Idee gekommen, dass ich mit dem Wasser ja genauso gut auch gleich heizen kann. Und so habe ich dann die Therme in Angriff genommen. Unter großen Schwierigkeiten übrigens, weil so viele dagegen waren: Das Land wollte keine neuen Thermen, da es ja damals schon die Thermen in Waltersdorf und Loipersdorf gab, die wollten hier eine zentrale Mülldeponie aufmachen. Und mit der Finanzierung habe ich mir auch ein wenig schwergetan, weil die Banker alle solche Angst vor dem Hundertwasser hatten, mit dem ich das Ganze ja zusammen gestaltet habe. Ich habe jedenfalls eine Menge graue Haare von dem Projekt vererbt bekommen, aber es ist geglückt. Und ich muss schon sagen, die Therme ist für mich bis heute mein Meisterwerk.
» Meine Idee hat eingeschlagen wie eine Bombe. «
Es ist auch eine wirklich wunderschöne Therme. Aber weil Sie Friedensreich Hundertwasser vorher erwähnt haben: Wie genau ist die Zusammenarbeit mit ihm zustande gekommen?
Ach ja, das war eine ganz lustige Geschichte. Zuerst wollte ich die Therme ja wieder nach den Kärntner Bauerndörfern konzipieren. Nur dann hat es sich so ergeben, dass mich Herr Professor Walter Koschatzky, seinerzeit Chef der Albertina in Wien, in Schönbrunn zu einer Feier eingeladen hat. Und auf dieser Feier war auch Hundertwasser zugegen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch nie mit ihm irgendeinen Kontakt gehabt, also bin ich auf ihn zugegangen, mit meinen fertigen Plänen in der Hand, und fragte ihn: „Meister Hundertwasser, ich habe 100 Grad heißes Wasser, bauen wir gemeinsam eine Therme?“ Darauf hat er mir geantwortet: „Aha? Na, das machen wir doch zusammen.“ So habe ich meine alten Pläne weggeschmissen und die Therme ist in ihrer heutigen Form entstanden, was meiner Meinung nach eine gute Entscheidung war.
Jetzt haben Sie zuvor gemeint, dass die Banken Angst vor Hundertwasser hatten. Wieso?
Weil sich keiner getraut hat, irgendwas mit Künstlern zu machen und sie alle gedacht haben, das wären nur Spinner. Bei Hundertwasser sind mir die Banken zum Teil davongerannt, da sind sogar interne Gutachten herumkursiert, in denen gestanden sein soll, dass das gesamte Projekt in Blumau gar nicht finanzierbar wäre, dass man das gar nicht betreiben könne. Ja, es war eine Rieseninvestition, 1,2 Milliarden Schilling hat das damals gekostet. Aber im Endeffekt hat alles großartig funktioniert – es hat immer großartig funktioniert, wenn ich mit Künstlern zusammengearbeitet habe. Auch das Hotel Don Giovanni in Prag und das Hotel Sobieski in Warschau, die habe ich seinerzeit ebenfalls von Künstlern entwerfen lassen und das sind beides immer noch wunderschöne und erfolgreiche Hotels.
Anders gefragt: Was machen Sie, wenn ein Projekt scheitert? Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?
Sofort reagieren, nicht den Kopf in den Sand stecken. Es gibt immer nur einen Weg und der geht vorwärts. Die meisten machen ja den Fehler, dass sie nach einem Rückschlag zuerst mal auf null zurückschalten. Aber dann bist du sofort weg vom Fenster, man muss immer weiter vorwärts. Und am besten immer mehrere Eisen gleich-zeitig im Feuer haben. Dann macht man halt an einem anderen Projekt weiter, das erfolgreicher ist.
Was war Ihr größter Rückschlag?
Mein größter Rückschlag war definitiv, dass ich damals von Fidel Castro dazu eingeladen wurde, Kuba zu entwickeln. Die waren damals inkognito in Seeleitn und wollten mich dazu überreden, dass ich dabei helfe, die Insel für den Tourismus zu eröffnen. Natürlich habe ich gleich gesagt, dass ich die gesamte Insel nicht entwickeln kann, aber letztendlich haben sie mich doch dazu gebracht, dass ich ein Projekt starte. Castro hat mir dann einen Hubschrauber geschickt und so bin ich die ganzen 1.300 Kilometer Küste abgeflogen, bis ich einen schönen Platz gefunden hatte. Das ganze Projekt war schon mit der CA, der Creditanstalt, gegen-finanziert, als die CIA davon Wind gekriegt hat. Und die haben der CA dann ausgerichtet, dass sie mit den Amerikanern ein schönes Problem bekommen, wenn sie das Projekt finanzieren. Das ganze Projekt ist dann geplatzt und ich habe 15 Millionen Schilling an Entwicklungskosten in den Rauchfang geschrieben. Also, es war nicht alles erfolgreich.
Um wieder in eine andere Richtung zu gehen: Gibt es noch ein Projekt, an das Sie sich gerne zurückerinnern?
Da wäre noch das Hotel Tirana, das war auch so ein Abenteuer. Von dem Projekt hatte damals keiner geglaubt, dass es durchgehen würde. Sie müssen wissen, Albanien hatte ja bis zum Ende des kalten Krieges einen Diktator, Enver Hoxha hat er geheißen, der das Land völlig isoliert hatte. Der ist dann etwa Anfang der 1990er weggekommen und dann war natürlich die große Frage, was jetzt mit dem Land passieren soll. Die Leute waren ja bettelarm, sie hatten keine Hotels und nichts, wo man hätte Gäste unterbringen können. Das Land war damals ja noch zum Teil im Mittelalter. Und ich bin dann eben damals mit genau dieser Absicht hinuntergegangen. Ich wollte ja sowieso mal wieder ein gewisses Risiko haben, ich brauche den Widerstand.
Und diesen Widerstand hat es vermutlich auch gegeben?
Ja, absolut. Das können Sie sich gar nicht vorstellen, da haben mir Banker, jahrelange Partner, den Vogel gezeigt, wenn ich da jetzt in Albanien irgendwas bauen würde. Die wussten nicht einmal, wo Albanien auf der Karte liegt. Ich habe die notwendigen 20 Millionen Dollar also im Endeffekt über Kredite und Eigenkapital finanziert. Jedenfalls bin ich dann nach Tirana gefahren, wo sie mich im ehemaligen Palast von dem Diktator Hoxha einquartiert haben. Das weiß ich noch gut, der hatte dort ein gut 100 m² großes Badezimmer, komplett aus Marmor. Aber das Waschbecken in dem Badezimmer hat nicht funktioniert, weil eine Rohrleitung geplatzt war und jetzt ist das Wasser von einer Badezimmerwand herabgeflossen. So habe ich mir in der Früh eben an der Badezimmerwand das Gesicht gewaschen (lacht).
Wie genau lief das dann in Albanien mit der Planung ab? Wie baut man ein Hotel in einem Land, das 40 Jahre lang isoliert war?
Ich habe mich am nächsten Tag mit dem damaligen Präsidenten des Landes, Sali Berisha war sein Name, getroffen, der mich gefragt hatte, ob ich bereit wäre, in seinem Land etwas zu bauen. Dem habe ich natürlich zugestimmt, unter der Voraussetzung, dass ich mir das Grundstück aussuchen darf. Ich habe mir dann den größten Platz in Tirana ausgesucht – eine Schafherde hat damals dort gegrast – und dort eben das Hotel hingebaut. Es war schon eine Herausforderung, auch logistisch. Wir mussten das gesamte Baumaterial nämlich zuerst nach Triest bringen, dort einschiffen lassen, es bis nach Durrës schicken und von dort aus nach Tirana transportieren. Alle haben sie damals gesagt, dass das nicht geht, dass ich es in 20 Jahren oder überhaupt nicht versuchen soll, in Albanien zu investieren. Der Banker wollte mich damals entmündigen lassen. Und heute ist es eines meiner erfolgreichsten Hotels überhaupt.
« Ich wollte sowieso
ein gewisses Risiko, ich brauche den Widerstand. »
Betreiben Sie das Hotel heute noch selbst?
Ja, das Hotel ist bis heute ein Herzensprojekt von mir. Es ist zusammen mit Bad Blumau das Einzige, das noch in unserem Eigentum ist.
Kommen wir zu den abschließenden Fragen: Was war zeitlebens Ihre Motivation, immer weiter voranzuschreiten?
Die erste Triebfeder war definitiv, dass bei mir zu Hause alles in eine ordentliche Richtung geht, auch weil ich von zu Hause unabhängig sein wollte. Darüber hinaus haben mich immer zwei Dinge angetrieben: Zum einen bin ich ein grundneugieriger Mensch. Ich habe immer die Fühler ausgestreckt, um Neues zu lernen, neue Dinge zu versuchen und kennenzulernen. Und zum anderen war es die Überzeugung, dass ich immer Dinge tun wollte, die andere noch nicht versucht haben. Ich wollte immer neue Dinge ausprobieren, niemals Altes kopieren. Natürlich ist das immer mit gewissen Risiken verbunden, wenn man sich die Seitenwege neben der Autobahn aussucht. Aber zugleich liegen gerade bei diesen abgelegenen Wegen auch die wirklich großen Möglichkeiten. Und es hat mir natürlich auch viel geholfen, dass es für mich nichts gegeben hat, das nicht gehen würde. Sowas konnte und kann mir bis heute niemand einreden. Dann finde ich einfach heraus, wie’s geht.
Was möchten Sie Unternehmerinnen und Unternehmern, die in der aktuellen Situation ein wenig verloren sind, mit auf den Weg geben?
Auf den Weg mitgeben kann ich jedem nur Folgendes: Wenn man ein Projekt startet, dann soll man das durchhalten, nicht gleich davonrennen. Jede neue Idee hat sofort Widersacher. Es gibt immer Leute, die einem Steine in den Weg legen wollen. Die meiste Energie geht dafür verloren, diese Steine abzuwehren und sie wieder wegzuräumen. Und das muss man so lange machen, bis den anderen die Luft ausgeht. Immer an das Projekt glauben, auch wenn die Ungläubigen das zunichtemachen wollen. Aber irgendwann ermüden sie und hören auf und dann hast du gewonnen. Und wenn man dann einmal erfolgreich ist, dann gehen die Widerstände sogar in Bewunderung über. Dann sind auf einmal alle in der ersten Reihe, das habe ich schon oft genug erlebt.
Herr Rogner, recht herzlichen Dank für das tolle Interview!
Danke schön! Ich hoffe, ich habe nicht zu viel geredet – sonst hätte ich Ihnen gleich meine Biografie schicken können (lacht).
» Auf den Seitenwegen sind die Risiken größer, dafür aber auch die Möglichkeiten. «
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