Stefanie Kukla
Eine Frau, so vielseitig wie ihre Marke: Stefanie Kuklas großer Durchbruch begann 2016 nach einem sensationellen Auftritt in der Show „2 Minuten 2 Millionen“, wo sie Investoren sowie Publikum mit ihrer offenen Art und ihrem flexiblen Kleidungsstück überzeugen konnte. Wir sprechen mit ihr über die kräftezehrende Gründungsphase sowie ihren großen Auftritt im TV und werfen einen bewundernden Blick auf die engagierte Kundschaft der Marke KUKLA.
Liebe Stefanie, wie bist du dazu gekommen, Kleidung zu entwerfen? War das ein Traum von dir oder hat sich das einfach so ergeben?
Es war kein lang ersehnter Kindheitstraum, sondern einfach der Wunsch nach einem Kleidungsstück, das sich meinem Leben anpasst. Denn so etwas habe ich irgendwie nirgends gefunden, weder in Modegeschäften noch im Internet. So habe ich eigentlich während meines Jobs bei der APA damit angefangen, alte Kleidungsstücke zu zerschneiden und sie zu kombinieren. Das ist dann zwei Freunden von mir – beides erfolgreiche Unternehmer – aufgefallen, die mich seitdem kontinuierlich damit weichgeklopft haben, aus der Idee etwas zu machen. Nur habe ich mich zunächst nicht getraut.
Wann ist bei dir dann der Funke übergesprungen?
Nachdem sie mich ein bisschen angestachelt haben und sozusagen den schlafenden Hund in mir geweckt haben. Stimmt schon, habe ich mir damals gedacht: Die Modebranche ist heiß umkämpft und ich bin ein völliger Anfänger. Aber wenn’s in die Hose geht, finde ich schon wieder einen Job. Und hey: No risk, no fun. So habe ich mich dann beim AMS für ein Unternehmensgründungsprogramm eingetragen, damit in der Zeit der Unternehmensgründung zumindest meine Fixkosten gedeckt waren. Somit habe ich tatsächlich meinen Job aufgegeben und bin zu 100 % in die Selbstständigkeit eingestiegen.
Wie war dieses erste Gründungsjahr für dich?
Das erste Dreivierteljahr habe ich nichts anderes getan, als den Produktlaunch vorzubereiten. Ich hatte keine Kunden und war in Sachen Unternehmensführung und -management eine völlige Anfängerin. Ich musste mir den Fachjargon der Modebranche selbst beibringen. Das hat sich dann auch auf gute zehn bis zwölf Stunden summiert, die ich über diese Zeit jeden Tag ins Organisieren, Recherchieren, Informieren, Networken, Veranstaltungen-Besuchen und so weiter investiert habe. Mein Canvas-Board zu Hause war vor lauter Fragen und Notizen schon fast nicht mehr zu sehen. Dann, nach diesem Dreivierteljahr, hatte ich in Summe 30.000 Euro investiert und bin mit der ersten Charge online gegangen, natürlich alles ohne großen öffentlichen Rummel.
War dieses Dreivierteljahr schon von vornherein fix? Wie war dein anfänglicher Plan?
Nun ja, mein Zeitmanagement wurde durch das AMS-Unternehmensgründungsprogramm vorgegeben: Das AMS finanziert dich acht Monate lang, dafür muss nach sechs Monaten das Unternehmen gegründet werden. Was mich persönlich nicht gestört hat, da ich dadurch externen Druck und ein klares Ziel vor Augen hatte.
Ab wann hattest du dann die ersten verkaufsfähigen Produkte?
Das war damals ziemlich punktgenau so organisiert, dass die ersten Kleidungsstücke knapp vier Wochen vor dem Launch kommissioniert und verpackt waren und ich mit dem Launch der Website die KUKLAs zum Versand bereit hatte.
« Positivität gegenüber dem Leben und anderen Menschen ist ein sehr wichtiger Antrieb. »
Weiter bekannt geworden bist du dann durch „2 Minuten 2 Millionen“ auf PULS 4. Wie war das damals?
Was das betrifft, muss ich zuallererst meinen beiden Business Angels, dem Gabriel und dem Thomas, sowie meinem Partner Georg von ganzem Herzen danken. Die drei haben mir extrem bei der Vorbereitung geholfen. Sie haben ja schon viele Unternehmen auf- und ausgebaut, das ist mir dann beim Ausarbeiten des Businessplans und bei der Vorbereitung auf die Show und die Präsentation vor den Investoren wirklich zugutegekommen. Die drei haben mich sehr gefordert und unterstützt – ohne sie hätte ich wohl jetzt noch keinen Businessplan. Der übrigens wirklich wichtig ist.
Wie läuft es bei so einer Show eigentlich hinter den Kulissen ab?
Also, grundsätzlich läuft der Aufnahmeprozess so ab, dass man zuerst einen Businessplan sowie einen Liquiditätsplan vorlegen muss, in denen die gesamte Finanzierung und Skalierung auch schon gut drei bis fünf Jahre im Voraus stehen muss. Danach lädt die Produktionsfirma zu einem Casting ein, wo du den Pitch für die spätere eigentliche Show vorträgst. Da muss natürlich nicht nur der Businessplan, sondern auch der Pitch, das Produkt und die Geschichte dahinter überzeugen. Ich hatte da natürlich den Vorteil, dass ich eine Unternehmerin mit einem greifbaren und gut ausgearbeiteten Produkt war, ich bin aber trotzdem zuerst auf die Warteliste gesetzt worden. Doch zum Glück war Beharrlichkeit schon immer meine Stärke. Ich habe dann sechs Wochen lang jede Woche einen lieben Mitarbeiter angerufen und nachgefragt, ob jemand ausgefallen ist. Und als genau das dann passiert ist, haben sie mich in die Show aufgenommen, wahrscheinlich schon deshalb, damit ich dort nicht mehr anrufe (lacht).
Woher hast du die Motivation dazu genommen, hier so beharrlich dranzubleiben?
Naja, weil es einfach eine mega Gelegenheit war. Ich meine, die Show war im Hauptabendprogramm. Da sind nicht nur fünf Investoren – da sind hunderttausende Zuschauer, deren Aufmerksamkeit du hast. Kein Medienbudget der Welt kann diese Viertelstunde im Fernsehen aufwiegen. Natürlich riskiert man, sich zu blamieren – das war ehrlicherweise meine größte Sorge. Aber letztendlich habe ich wirklich positives Feedback bekommen, zwei Investoren gewonnen und weit mehr erreicht, als ich zu träumen gewagt hätte.
Und wie ist die Show selbst gelaufen? Hattest du dann direkt danach schon die Verhandlungsrunden mit den Investoren?
Die Aufzeichnung ist super gelaufen! Die Fragen, die sie gestellt haben, haben den Wow-Effekt gezeigt, den KUKLA ausmacht: Ein höchst variables Kleidungsstück, bei dem es kein Richtig oder Falsch gibt. Allein schon als mich Herr Altrichter gefragt hat: „Frau Kukla, wollen Sie mir jetzt erklären, dass das, was all die Models tragen, und das, was auf der Puppe hängt, und das, das Sie anhaben, alles dasselbe ist?“ Ja, ich glaube, da waren die Investoren schon überrascht. Die eigentlichen Verhandlungen haben wir erst drei Monate nach Ausstrahlung der Show abgeschlossen. Es wurde eine GmbH gegründet, in die meine Business Angels dann auch mit eingestiegen sind. Alles in allem ist es also wirklich super gelaufen.
» Wenn’s in die Hose geht, finde ich schon wieder einen Job. «
Wann genau wurde die Show eigentlich aufgezeichnet? Zwischen Dreh und Ausstrahlung vergeht ja meistens ein wenig Zeit?
Aufgezeichnet wurde die Show im September – damals war nicht einmal die Website online – und ausgestrahlt wurde im März. Das heißt, dazwischen war noch ein halbes Jahr, in dem ich mich nochmal darauf vorbereiten konnte, was Logistik und Kundenkommunikation betrifft. Ich war dann im März eigentlich gut gewappnet, als die Show ausgestrahlt wurde.
Und dann ist es schon Vollgas losgegangen?
Ja, dann sind auch viele Medien auf uns aufmerksam geworden. Das hat uns zusätzlich zur Show selbst auch noch viel Reichweite eingebracht. Und ja, danach ging’s Vollgas los! Da haben mich natürlich auch meine Business Angels vor vielen Fettnäpfchen bewahrt und mich immer mit Rat und Tat begleitet und beraten. Harte Zeiten gab’s natürlich auch: zum Beispiel als sich meine erste Mitarbeiterin nach drei Jahren selbstständig gemacht hat oder auch das ganze Jahr 2019. Aber im Endeffekt glaube ich, dass ich auf meinem Weg immer viel Glück hatte – dafür bin ich sehr dankbar.
Nach welchen Kriterien suchst du deine Leute aus?
Also ganz viel nach Gefühl eigentlich. Mir gefallen Leute, die Drive haben, mit denen macht es am meisten Spaß. Alle meine Mitarbeiterinnen sind gut zehn Jahre jünger als ich und alles totale Anpackerinnen. Mir kommt es oft so vor, als leitet jede von meinen Leuten ihren Bereich so, als wär’s ihre eigene Firma. Also das sind echte Profis in ihren Gebieten – sie übernehmen Verantwortung, planen alles genauestens und machen sich Gedanken. Daher lasse ich ihnen natürlich auch den Freiraum, damit sie das Unternehmen mitgestalten können. Für mich ist es dieses gewisse Blitzen in den Augen der Menschen – daran erkennt man, dass einfach Feuer in dieser Person steckt. Mittlerweile sind wir acht Frauen im Unternehmen und jeder Tag macht richtig Spaß.
Was hilft dir dabei, langfristig und groß zu denken? Das ist ja leider nicht jedem in die Wiege gelegt.
Naja, mir eigentlich auch nicht, ehrlicherweise. Im Wesentlichen sind es schon meine Business Angels, die mit viel Erfahrung und Weitblick die nächsten Unternehmensschritte kommen sehen und mich immer challengen. Und dann natürlich meine Leute, die in ihren Bereichen das Unternehmen vorwärtsbringen und mich auch immer wieder fordern. Aber natürlich auch die Entwicklungen, die sich oft von selbst ergeben. Zum Beispiel hat eine Kundin vor einem halben Jahr eine eigene Facebook-Gruppe gegründet, die mittlerweile 1.600 Personen stark ist. In dieser Gruppe tauschen sich die Leute über ihre Kuklas aus, teilen neue Looks oder erzählen einfach von ihrem Leben. Und ich finde so etwas einfach unglaublich, dass mein Produkt hier der Ausgangspunkt für so eine Bewegung, für so eine große und freundliche Community geworden ist. In solchen Momenten erkenne ich auch, was mir mein lieber Partner Georg schon immer gesagt hat, nämlich dass Kukla mehr ist als einfach nur ein Kleidungsstück, dass es etwas Einzigartiges ist.
Es hat sich also alles rasant entwickelt. Wie sehen jetzt die weiteren Expansionspläne aus? Gibt es schon Pläne für jenseits der österreichischen Grenzen?
Ja, also die Marke jetzt auch nach Deutschland zu bringen, das ist definitiv unser nächster großer Meilenstein. Daran arbeiten wir hart. Bisher ist uns hier alles ziemlich gut gelungen, aber wenn wir es vielleicht wieder in eine Show wie „Die Höhle der Löwen“ schaffen, dann würde uns das wahrscheinlich sehr weit nach vorne katapultieren. Auf jeden Fall ist Deutschland aktuell unser ganz großes Ziel und hoffentlich funktioniert es auch da so toll wie in Österreich.
Welche Länder beliefert ihr aktuell?
Also bestellen kann man auf unserer Website aus beinahe allen Ländern dieser Welt. Unser Hauptabsatzmarkt im Ausland ist natürlich Deutschland und der Rest verteilt sich eigentlich über Dänemark, Slowakei, Frankreich, USA, Australien und so weiter. Aber primär beliefern wir Österreich, mit Deutschland als klaren Zweiten.
Du bist ja bisher immer ein wenig von deinen Business Angels begleitet worden. Aber für dich persönlich, was war deine größte Herausforderung?
Eines habe ich schon erwähnt, nämlich dieses erste Jahr, das ich ja völlig alleine managen musste. Das war sicher ein Nachteil – man sollte eigentlich gleich mit einem Team gründen, wo jeder eigene – im Idealfall komplementäre –Kompetenzen mitbringt. Das hat mich aber ein wenig zu einem Generalisten in Sachen Unternehmensmanagement gemacht. Ansonsten … nun ja, später dann Aufgaben an andere abzugeben, sozusagen einen Teil des Unternehmens aus den Händen zu geben. Sich also in dieser Rolle zurechtzufinden, in der du nicht mehr das operative Brain hinter allem bist, das war schon ein gewisse Herausforderung für mich. Durch das Wachstum, aber auch aufgrund der drei Schwangerschaften und der drei Kinder ist es aber einfach notwendig geworden, nicht alles selbst zu machen.
Wie funktioniert die Produktentwicklung bei euch?
Wir haben ja das große Glück, dass wir wirklich sehr engagierte Menschen zu unseren Kundinnen und Kunden zählen können, dadurch bekommen wir auch immer einen sehr kundennahen Fluss an Ideen und Vorschlägen. Das ist natürlich ungemein toll für den Produktentwicklungsprozess. Bei der Entwicklung selbst planen wir dann das Line-up für das Folgejahr: Welche Produkte sind überhaupt machbar, welche sinnvoll, welche rentabel? In diesen Prozess binden wir unsere Lieferanten und teils auch unsere Kundinnen selbst ein. Und dann eben auch praktische Anwendungstests: Wie fühlt sich ein Kleid auf der Haut an? Wie verhält es sich beim Waschen? Und so weiter. Es gibt zwar immer die eine oder andere Überraschung, aber generell planen wir so eigentlich unser gesamtes nächstes Jahr.
Was, glaubst du, sind deine wichtigsten Eigenschaften, die dein Unternehmen dorthin gebracht haben, wo es gerade ist?
Ich glaube, dass ich ein ultra-positiver Mensch bin. Und ich glaube auch, dass, wenn man diese positive Einstellung in die Welt trägt, sie einem genauso wieder zurückgegeben wird. Ich bin jemand, der sehr viel Vertrauen in das Gegenüber und ins Leben hat. Mir muss man erst einmal beweisen, dass man es böse mit mir meint. Ich glaube aber, dass genau dieses Vertrauen dann im Endeffekt auch die anderen positiv nach vorne treibt. Natürlich ist das für mich leicht dahergeredet: Ich bin ja sozusagen auf die Schokoladenseite des Lebens gefallen. Ich habe eine tolle Familie, bin bis dato von größeren Schicksalsschlägen verschont geblieben und das ist alles natürlich auch sehr viel wert. Ich bin also mit quasi allem, was im Leben wichtig ist, ausgestattet worden. Jemand, der nicht mit so viel Rückenwind ins Leben starten kann, dem fällt es vermutlich schwerer, so positiv zu sein. Aber ich denke zusammenfassend: Die Positivität gegenüber dem Leben und anderen Menschen war und ist ein sehr wichtiger Antrieb für die Marke KUKLA.
Jetzt auch in Bezug auf die vorherige Frage: Was würdest du Personen raten, die aufgrund der aktuellen Krise nicht wirklich wissen, wohin die Reise gehen soll?
Ich verstehe jeden, der aktuell verzagt ist. 2020 war für viele Branchen das schlimmste Jahr ever. Aber auf der anderen Seite sind es genau solche herausfordernden Situationen, in denen neue innovative Ideen gefragt sind. Insofern sollte man die Augen und Ohren offen halten, sich Inspiration holen und neue Entwicklungen beobachten – dafür gibt es viele gute Podcasts und andere Formate.
In der Selbstständigkeit ist das Risiko des Scheiterns aber immer präsent. Auch da heißt es oft: Auf zu neuen Ufern! Denn Dinge, die man probiert und verbockt hat, sind tausendmal besser als Dinge, die man nie versucht hat.
Du bist ja ein sensationelles Beispiel für jemanden, der ein erfolgreiches Start-up aufgebaut hat. Was würdest du anderen raten, die mit einer Produktidee am Start stehen?
Was ich ihnen wahrscheinlich raten würde, ist etwas, was ich nicht getan habe. Ich würde ihnen raten, schon im Vorfeld mit ihrem Produkt an die Öffentlichkeit zu gehen – Leute zu fragen, Feedback einzuholen und so weiter. Wenn du ein Produkt einfach so auf den Markt stellst, dann kann das ziemlich schnell nach hinten losgehen – wenn Kunden zum Beispiel deine Produktidee nicht verstehen. Daher: Feedback einholen und die späteren Kunden auch aktiv in den gesamten Entwicklungsprozess einbinden. Das ist ja auch schon der erste Schritt, um engagierte Kunden zu finden und ins Boot zu holen.
Wenn du alles ein zweites Mal machen könntest, was würdest du ändern?
Ich würde wahrscheinlich von Anfang an viel offener an das Projekt herangehen. Ich würde schon früh an die Öffentlichkeit gehen und Leute über Soziale Medien mehr an dem Projekt teilhaben lassen.
Super, herzlichen Dank für das Interview.
Gerne. Danke für die Einladung.
» Dinge, die man probiert und verbockt hat, sind tausendmal besser als Dinge, die man nie versucht hat. «
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